
Höre auf deine innere Stimme
Michaya Angel Kommentare 0 Kommentare

Hallo mein Engelchen,
Meine Motivation, warum ich meinen Lilienhimmel erschaffen habe, ist es Menschen zu helfen, denen es genauso geht wie mir. Ich denke, ich bin nicht die Einzige, die in diesem System todunglücklich ist. Wenn es dir so geht wie mir, hilft dir vielleicht meine Geschichte den Mut aufzubringen, einen Weg aus diesem System hinauszufinden und glücklich zu werden. Mein Job machte mich krank, deswegen spielte ich schon länger mit den Gedanken ihn zu kündigen, jedoch fand ich nie den Mut dazu. Die Angst vor der Meinung anderer plagte mich, aber auch Existenzängste. Tausend Sorgen drehten sich in meinem Kopf: Was wird aus meiner Rente? Wie stehe ich im Alter da? Schaffen wir es, mit nur einem Gehalt zu leben? Für mich stand fest, wenn ich kündige, dann werde ich auf keinen Fall in das System zurückkehren. Immerhin war das der Auslöser für meine seelischen Probleme.

Nie habe ich mich in diesem System wohlgefühlt, das fing schon während der Schulzeit an. Die Lehrkräfte vermittelten ihren Stoff nur halbherzig. Tagtäglich nörgelten sie an uns herum, streckenweise hatten wir Lehrer, die beleidigend wurden. Ihnen fehlte die Geduld, uns die nötige Zeit zu geben, um den Unterrichtsstoff zu verstehen. Ich war ein Mobbingopfer, das wirkte sich auf meine Noten aus. Trotz des Wissens der Lehrer, wurde kaum etwas gegen die Übeltäter unternommen. Der zusätzliche Druck gute Noten abliefern zu müssen, -da ich laut diesem System sonst nichts wert war-, gab mir das Gefühl unzulänglich zu sein. Ich simulierte Krankheiten, um den Unterricht zu schwänzen. Meine Eltern bestanden darauf, die mittlere Reife zu absolvieren. Diese war ihrer Ansicht nach unumgänglich, um eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Unrecht hatten sie nicht, denn für einen Job, den man zu damaliger Zeit mit Hauptschule ausführen konnte, wurde plötzlich Abitur oder ein sehr guter Realschulabschluss verlangt. Die Hoffnung, dass im Berufsleben alles besser wird, ließ mich durchhalten, so habe ich immerhin einen mittelmäßigen Abschluss geschafft.

Um meinen Abschluss zu verbessern, besuchte ich eine weiterführende Schule. Die Klassengemeinschaft war ein Traum und die Lehrer waren motiviert. Das Lernen brachte mir spaß, so dass ich als Klassenbeste abging. Ich begann eine Ausbildung als zahnmedizinische Fachangestellte, ein Job, der neben Autorin zu meinem Traumberuf zählte. Beim Probearbeiten zeigte sich das Team von seiner Schokoladenseite, der Arzt allerdings, war mir suspekt. Er hatte etwas Menschenverachtendes an sich, was er auch gerne mit abfälligen Bemerkungen über sein Umfeld kundtat. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich dort nicht arbeiten soll, aber ich beugte mich dem Drängen meiner Eltern. Nach kurzer Zeit tyrannisierte das Team mich. Der Chef war nicht zufrieden mit meinen Leistungen, so dass er sich entschied, von mir zu trennen. Das Selbstwertgefühl verschwand in der Tiefe, doch die Schuld lag bei mir. Ich habe meine innere Stimme abgeschaltet, anstatt auf sie zu höhren. Die Vorstellungsgespräche in verschiedenen Praxen bewiesen mir, dass das Arbeitsklima bei den meisten Zahnärzten miserabel war. Ich stellte fest, in diesem Job werde ich nicht glücklich, also entschied ich mich etwas anderes zu suchen.

Zum Glück ergatterte ich nach kurzer Zeit eine Lehre als Speditionskauffrau. Meine Eltern rieten mir, das Angebot anzunehmen, obwohl ich auch bei diesem Chef Magenschmerzen hatte. Dieser Job würde mir Freiheit schenken, das versprach mir mein Umfeld. Das Wort Freiheit gefiel mir, denn ich war schon immer ein Freigeist. Mit meinem Vorgesetzten werde ich kaum etwas zu tun haben, versicherte meine Mutter mir, darum nahm ich das Angebot an. Die Quittung dafür waren drei Jahre die Hölle auf Erden. Der Chef war ein Choleriker, der alles in Grund und Boden schrie, und die Lehrlinge waren das Frustpolster für die Ausbilder. Wir waren billige Arbeitskräfte. Uns wurde wenig erklärt, bei Fragen wurde verlangt, dass wir uns das Wissen selbst aneignen. War das Ergebnis falsch, gab es ein Donnerwetter. Unter den Azubis gab es auch keinen zusammenhalt, jeder war sich selbst der Nächste. Oft ging ich weinend nachhause und stand mit dem Gedanken heute wieder in die Firma zu müssen auf. Nicht mal am Wochenende konnte ich abschalten.
Nur drei Jahre durchhalten, dann bist du frei, sprach meine Zuversicht mir jedes Mal Mut zu. Das ließ mich erneut durchhalten.
Ich schaffte meine Lehre, – und das mit einem super Abschluss, trotzdem ich in der Ausbildung kaum etwas gelernt hatte.
Ich lernte einige Firmen kennen, doch überall schien Mobbing an der Tagesordnung zu sein. Selbst in meiner letzten Firma war es oft der Fall. Wenigstens wurde etwas gegen die Giftspritzen unternommen, das machte es erträglicher. Ein gutes Miteinander war es jedoch nicht. Es waren immer dieselben Pappenheimer, die ihr Wohlergehen mit Brachialgewalt durchsetzten, aber immerhin fand ich Nischen, um ein bisschen Glück zu erhaschen. Leider war das nicht auf dauer. Es wurden kontinuierlich neue Kollegenkonstellationen zusammengewürfelt, obendrein führte die Geschäftsführung ein Computersystem ein, was nie ordentlich arbeitete. Die Nörgeleien und Beleidigungen der Geschäftspartner gingen nicht spurlos an mir vorbei, doch das Schlimmste für mich war, dass die Führungskräfte keinen Rückhalt gaben. Noch dazu war die Arbeit ungerecht verteilt, die eine Hälfte der Kollegen erstickten in ihren Aufgaben, während die anderen sich ein schönes Leben machen konnten. Trotz meiner Ansprache kümmerte es die Geschäftsleitung wenig, Hauptsache der Laden funktionierte. Als dann noch der Geschäftsführer wechselte, wurde es noch unerträglicher. Sein Plan war es, die alten Kollegen wegzuekeln, um neue, billige Arbeitskräfte zu finden. Die Zeichen standen dafür, die Notbremse zu ziehen. Ich beratschlagte mich das Wochenende über mit meinem Mann, der mir schon länger riet den Job aufzugeben. Ihm war ganz Recht, dass ich zu Hause blieb und mir eigentlich auch.

Was würde sie sagen, wenn ich zu Hause blieb? Heute musste man doch das Bild einer starken Frau erfüllen. Ein Bild was ich nicht erfüllen konnte, was ich nie war. Ich fühlte mich als Versagerin, der Abschaum der Gesellschaft. Die Angst vor Ablehnung und der Reaktion anderer war größer, als das Aufgeben meiner finanziellen Absicherungen. Nebenbei werkelte ich an meinem Roman Guardian Angel, jedoch war er noch lange nicht fertig. Mein eigentlicher Plan war, einen Verlag zu finden. Ich wollte meinen Arbeitsvertrag erst aufheben, wenn ich mir mit dem Schreiben ein gutes Standbein aufgebaut hatte. Darin setzte ich all meine Hoffnungen und Gebete. „Begegne der Zukunft nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung“, ist ein Zitat aus meinem Roman Lilienhimmel. Genau das wollte ich tun, auch wenn meine Hoffnungen bis jetzt enttäuscht wurden. Das heißt aber gleichermaßen den Mut aufzubringen, sich von Sicherheiten zu trennen, wenn sie einem nicht gut tun. Trotz Optimismus, wies ich meinen Mann darauf hin, dass wir damit rechnen müssen, dass es mit dem Schreiben nicht klappt. Der Erfolg interessierte ihn nicht, ihm war es wichtig, ein glückliches und zufriedenes Leben mit mir zu beginnen. Wir wollten nochmal neu anfangen.
Die Furcht vor dem Kündigungsgespräch mit meinem Chef, war so groß, als müsse ich gegen einen Titan kämpfen. Doch mein Ziel, dass ich vor Augen hatte, gab mir Kraft, das durch zuziehen. Leider hatte ich die Kündigungsfrist nicht eingehalten, so dass ich gezwungen war noch einen Monat länger in der Firma zu arbeiten. Das war unangenehm für mich, aber auch das habe ich überstanden. Ich überlegte Arbeitslosengeld zu beantragen, aber ich entschied mich dagegen. Erstens hätte ich eh eine Sperre von drei Monaten erhalten, zweitens hätte man mich wieder versucht in meinen alten Job zu vermitteln. Das was ich auf keinen Fall wollte! Ferner muss ich mir nie nachsagen lassen, dass ich der arbeitenden Bevölkerung auf der Tasche lag.
Endlich konnte ich mich darauf konzentrieren, worin ich mich berufen fühle. Nichts könnte mich glücklicher machen. Ich bin der Mensch, der ich immer sein wollte. Umsorgende Hausfrau, ausgeglichene Mutter und gefühlvolle Autorin. Böse Zungen sind bestimmt der Ansicht, dass ich abhängig von meinen Mann bin.
Na und? Es stört weder ihn noch mich.
Ich bin nicht seit gestern mit ihm verheiratet und wir haben einige Krisen gemeistert. Er ist gut zu mir und würde für mich durchs Feuer gehen. Ich bin trotzdem stark und selbst-bestimmend. Von meiner Arbeit kann ich bei weitem noch nicht leben, aber es ist eine Aufgabe, die mich glücklich macht. Wir müssen bescheiden sein, und sogar Versicherungen und Altersvorsorgen abschaffen, denn mein Mann ist Normalverdiener.
Ja, einen sicheren Job kündigen, bringt Risiken mit sich und hat einen hohen Preis. Aber ich bereue es kein Stück. Meine innere Stimme riet mir, diesen Weg zu gehen. Wir sollten viel mehr auf sie hören, denn sie zeigt uns, was gut für uns ist. Das ist das Geheimnis, um selbstbewusst und glücklich zu werden. Hätte ich gleich meine innere Stimme wahrgenommen, hätte ich mir diesen ganzen Kummer erspart.

